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Bäder dienen der Daseinsvorsorge und sind zugleich Zukunftsstandorte der Gesundheit und somit unverzichtbar für eine Gesellschaft.

In Deutschland gibt es eine historisch gewachsene und ausgeprägte Kultur öffentlicher Schwimmbäder; die als Orte für Menschen jeglichen Alters, ethnischer und sozialer Herkunft eine sehr wichtige Rolle spielen.

Laut einer repräsentativen Umfrage halten über 80 % der Bevölkerung Bäder für unverzichtbar. 

Daseinsvorsorge

Öffentliche Bäder sind eine freiwillige Leistung der Kommunen, haben eine multifunktionale Aufgabe und sind Standorte für Sport- und Bewegung, für Lebensfreude, Begegnung und Gesundheit. Schwimmen ist nicht nur ein Kulturgut, das es zu erhalten gilt, sondern auch ein attraktiver Sport, das auch olympisch ist, der dazu beiträgt, dass Menschen unabhängig vom Alter Gesund werden und bleiben.

Sie sind auch beliebte Treffpunkte für Jung und Alt. Das sichere Schwimmen ist eine grundlegende Voraussetzung, um weitere Wassersportarten wie Tauchen, Segeln, Surfen etc. zu erlernen und betreiben zu können

Kommunale Infrastruktur

Kommunale Schwimmbäder sind ein notwendiger Bestandteil einer attraktiven kommunalen Infrastruktur. Sie stellen ein in der Regel preiswertes sozialverträgliches Freizeitangebot für alle Bevölkerungsgruppen dar und ermöglichen das Schul- und Vereinsschwimmen. 

Der Betrieb eines Schwimmbades ist in der Regel nicht kostendeckend möglich, das bedeutet, jeder Schwimmbetrieb ist zugleich ein Zuschussbetrieb.

Gleichwohl kann es angesichts der Finanzsituation der jeweiligen Kommune im Einzelfall geboten sein, ein Schwimmbad zu schließen. Denn so wünschenswert die Aufrechterhaltung des Angebots an Schwimmbädern auch ist; sie sind freiwillige Leistungen und zählen nicht zum unabdingbar erforderlichen Kern der kommunalen Aufgabenerfüllung. 

Sanierungsstau in Bädern

Leider entspricht ein Großteil der bundesdeutschen Schwimmbäder nicht den aktuellen Anforderungen der Gesellschaft, da diese im Zuge der „Goldenen Pläne“ zwischen 1960 und 1975 sowie dann zwischen 1976 und 1992 entstanden ist. Diese „klassischen“ Sportstätten werden den heutigen Sport- und Erholungsbedürfnissen einer modernen Gesellschaft nur noch teilweise gerecht. Die Bäder in Deutschland weisen einen Sanierungsstau von mehreren Mrd. € auf, der lediglich den Status quo erhalten würde. 

Investitionsprogramme

Es werden kommunale Investitionsprogramme ausschließlich für die Entwicklung der Bäder dringend benötigt. Natürlich gibt es bereits Fördergelder, die aber zum einen nur begrenzt verfügbar sind, der Aufwand für die Anträge exorbitant hoch ist und nur einen kleinen Teil des Bedarfs decken. Die Politik ist hier gefordert, entsprechende Maßnahmen zu treffen. Zum einen sollte die Bedeutung der Bäder für die Gesundheitsförderung im Hinblick auf die Alterung der Gesellschaft weiter gestärkt werden. Zum anderen werden Maßnahmen zur Verbesserung der Energieeffizienz der Bäder als ein wichtiger Beitrag zur Erreichung der Klimaziele und zur Reduzierung der Betriebskosten gesehen.

Personalmangel

Aufgrund einer Schätzung vom Bundesverband Deutscher Schwimmmeister (BDS) fehlen aktuell ca. 2.500 Meister:innen und Fachangestellte:r für Bäderbetriebe. Damit auch zukünftig ausreichend Personal zur Verfügung steht, sind geeignete Qualifizierungsmaßnahmen und Attraktivierungsmaßnahmen notwendig. Die Attraktivität und Bekanntheit des Berufsbildes muss neu überdacht werden. Wir müssen weg vom alten und schlecht gelaunten „Beckensherriff“ hin zu einem modernen Dienstleister, der freundlich die Badegäste begrüßt und sich fürsorglich um die Belange dieser kümmert.

Nachhaltige Bäderlandschaft

Wie sieht eine nachhaltige Bäderlandschaft aus, die allen Ansprüchen gerecht wird? Die Ausrichtung des Bades und der Ausstattung darf nicht sich nur an den Investitionskosten orientieren, sondern auch am Bedarf der Bevölkerung, dem öffentlichen Mehrwert und dem Lebenszyklus.

Die Aufsicht der Wasserflächen verursachen hohe Kosten, daher werden in Zukunft die „Zweckbäder“ als reine Schul- und Vereinsbäder mit Überlassungsverträgen betrieben werden. Moderne Überwachungssysteme können hierbei mit künstlicher Intelligenz die Wasseraufsicht unterstützen, um schneller und sicherer Gefahrensituationen in den Becken zu erkennen und Gegenmaßmahnen einzuleiten. Des Weiteren werden zentrale Familien- und Spaßbäder etabliert werden, die einen besonderen Mehrwert für die Bevölkerung leisten und dem sich wandelnden und unterschiedlichen Bedarf gerecht werden. Sie werden versuchen, sich mit Alleinstellungsmerkmalen abzugrenzen.

Fazit:

Kommunale Schwimmbäder sind ein unverzichtbarer Bestandteil der regionalen Daseinsvorsorge, was aber nicht zwingend heißt, dass jede Gemeinde ein eigenes Schwimmbad vorhalten muss. In Anbetracht leeren Kassen muss über den Tellerrand hinausgeschaut und geprüft werden, ob es möglich wäre, über interkommunale übergreifende Kooperationen, mehrere Gemeinden ein Bad bauen oder betreiben. Die Kommunalpolitik muss aber hierbei genau die Auswirkungen für die Stadtgesellschaft prüfen. Vor der Schließung eines Bades sollte die Kommune gemeinsam mit den örtlichen Vereinen, Bürgerinnen und Bürgern, Initiativen und weiteren Akteuren alternative Betriebsformen prüfen und ggf. Maßnahmen zur Optimierung der Kosten des Schwimmbadbetriebes einleiten.